Städte bringen Menschen zusammen, aber selten in Autos. So ist es auch im französischen Lyon. Nun fördert die Stadt Fahrgemeinschaften und gewährt ihnen Vorteile im Straßenverkehr.
Seit 2020 ist eine Fahrspur auf zwei großen Verkehrsstraßen ausschließlich für "grünen Verkehr" reserviert: Neben Bussen und Elektro-Autos sind diese auch für Autos frei, in denen mindestens zwei Personen sitzen. Eine Kamera überwacht die Einhaltung. Bis 2025 sollen alle Hauptverkehrsstraßen diese Sonderspur ausweisen. Ziel ist, dass 25.000 weniger Autos auf diesen Straßen unterwegs sind.
Damit die Fahrer:innen und Mitfahrer:innen zusammenfinden, hat Lyon eine offizielle App entwickelt. Gut 30.000 Menschen haben sich dort registriert. Um das gemeinsame Fahren weiter zu stärken, wurden 2021 in Lyon schließlich zwei „Bahnhöfe" für spontane Fahrgemeinschaften gebaut.
Für die Lyon geht es darum, der Realität ins Auge zu blicken. Man ist sich dort bewusst: Autos werden noch lange gebraucht werden. Aber wer woanders mitfahren kann, verzichtet vielleicht leichter auf ein eigenes. Eine Chance in der Fahrgemeinschaft sieht der Bürgermeister vor allem für Menschen, die wenig Geld haben.
Bisher werden die Mitfahr-Bahnhöfe nicht stark genutzt. Es ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang. „Fahrgemeinschaften stecken noch in den Kinderschuhen“, erklärte der Bürgermeister von Lyon gegenüber dem Online-Portal „Lyon capitale“. Von einer wirklich effizienten Fortbewegungsart sei man noch ein gutes Stück entfernt.
Ganz neu ist die Idee, Fahrgemeinschaften zu fördern, nicht. In Nordamerika (USA und Kanada) gibt es seit den 1970-er Jahren Spuren für sogenannte HOVs (High Occupancy Vehicles). Auch in manchen anderen europäischen Städten wie Leeds, Linz, Paris und Madrid dürfen Autos mit mehreren Personen auf gesonderten Spuren fahren.
In Deutschland werden bisher nur vereinzelt Sonderfahrstreifen für Fahrgemeinschaften freigegeben. 2020 wollte der Bund die Straßenverkehrsordnung ändern, sodass Busspuren auch von Autos mit mindestens drei Insass:innen genutzt werden können. Der Bundesrat lehnte ab. Ein stärkerer Verkehr auf Busspuren würde den Effekt zunichte machen, dass der ÖPNV schneller ans Ziel kommt.
https://www.theguardian.com/cities/2015/apr/28/end-of-the-car-age-how-cities-outgrew-the-automobile
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