Seit 2007 ist die Innenstadt von Ljubljana für Autos gesperrt. 12 Straßen rund um den zentralen Prešeren-Platz und entlang des Flusses Ljubljanicia sind nur zu Fuß oder per Rad zu überqueren. Ein großer Parkplatz wurde in einen Park verwandelt, der heute ein beliebter Treffpunkt für viele Ljubljaner:innen ist, und in dem Konzerte und Festivals veranstaltet werden.
2013 erweiterte die slowenische Hauptstadt ihre autofreie Innenstadt noch um ein gutes Stück: Von der stark befahrenen Slovenska cesta, damals wichtigste Verkehrsader der Stadt, wurden ebenfalls auf den gut 400 Metern, die sie am Zentrum vorbeiführt, die Autos gebannt. Auf ihr fuhren täglich bis zu 60 000 Autos und sie verbindet die beiden großen Einfallstraßen in die Stadt hinein im Norden und Süden von Ljubljana. Würde in Berlin eine ähnlich wichtige Straße gesperrt werden, so könnte das beispielsweise die Leipziger Straße sein.
Aus der ehemals auto-dichten Slovenska cesta wurde ein Ort, den die Ljubljaner:innen heute als das „Wohnzimmer der Stadt“ bezeichnen: ein shared space, den sich Fußgänger, Radfahrerinnen und Busse nun teilen. Die Straße wurde begrünt, Bänke wurden aufgestellt, Radwege gekennzeichnet und der früher schmale Gehweg für Fußgänger:innen wurde verbreitert.
Dass die Innenstadt autofrei werden sollte, hatte sich 2007 die damals neu gewählte Stadtregierung auf die Fahne geschrieben. Sie machte eine nachhaltige Stadtentwicklung zu einem ihrer wichtigsten Ziele.
Heute ist nicht nur Ljubljanas Zentrum autofrei, sondern die slowenische Hauptstadt hat auch den höchsten Anteil an reinen Fußgängerstraßen in Europa.
Wie groß ist ist die autofreie Innenstadt Ljubljanas?
Die Größe des gesamte autofreien Stadtzentrums, die auch als „Ökologische Zone von Ljubljana“ bezeichnet wird, liegt gegenwärtig bei 19 Hektar. Für Ljubljana eine große Fläche – für Berlin, das mit 3,5 Millionen Einwohner:innen mehr als das Zehnfache an Einwohner:innen misst, würde ein solches Gebiet weniger stark ins Gewicht fallen. Allein der Tiergarten in Berlin hat eine Fläche von gut 200 Hektar.
Gab es konkrete Auswirkungen durch die Neu-Organisierung des Stadtzentrums?
Nach dem Umbau der Slovenska cesta reduzierte sich des CO₂-Ausstoß dort um 70 Prozent. Die CO₂-Konzentrationen in den umliegenden Straßen erhöhte sich laut Stadtverwaltung aber parallel nicht dadurch. Außerdem wurde es leiser in der Gegend. Der Verkehrslärm durch Autos verringerte sich um 6dB.
Wie soll es in weitergehen?
2012 erstellte Ljubljana einen Masterplan für nachhaltige Mobilität. Er beinhaltete, dass der Autoverkehr verringert werden sollte und mehr Raum Busse, Fahrräder und Fußgänger:innen geschaffen werden sollte. Fünf Jahre später – im Jahr 2017 – schärfte sie ihn nochmal nach. Bis 2027 soll demnach zwei von drei Wegstrecken in der gesamten Stadt auf nachhaltige Weise zurückgelegt werden, also zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Noch früher als Ljubljana verbannte die nordspanische Kleinstadt Pontevedra Autos von den meisten seiner Straßen. Schon im Jahr 1999. Den letzten Verkehrstoten gab es dort 2011. Hier erzählt der Bürgermeister von Pontevedra, wie sich die autofreie Stadt seither entwickelt hat: www.politico.eu/article/pontevedra-city-pioneer-europe-car-free-future/
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