Nordost

Tempo 30 in Spanien

Pionierland Spanien: Seit 2021 gilt in Städten ein Tempolimit von 30 km/h

In Spanien ist es jetzt einfach: Tempo 30 gilt überall auf innerstädtischen Straßen, zumindest dort, wo es pro Fahrrichtung nur eine Spur gibt. Das macht rund 80 Prozent des städtischen Straßennetzes in Spanien aus. Damit ist es das erste Land der Welt, das ein solches generelles Tempolimit eingeführt hat. Nur auf zwei- und mehrspurigen Straßen in Städten dürfen die Autos bis zu 50 Kilometer pro Stunde schnell sein.

Einzelne Städte, die auf Tempo 30 setzen, gibt es gar nicht so wenige in Europa. Brüssel, Paris, Grenoble, Helsinki, Zürich, Oslo und Barcelona sind einige von ihnen. Neu ist, dass so eine Tempodrosselung landesweit angewiesen wurde – per Bundesgesetz. Hauptsächlich soll es dafür sorgen, dass die Straßen sicherer sind. Und tatsächlich zeigt sich schon ein Jahr später ein positiver Effekt: Die Zahl der Verkehrstoten auf spanischen Straßen ging zurück. In den ersten sechs Monaten nach Einführung des Gesetzes gab es 14 Prozent weniger Verkehrstote als im gleichen Zeitraum zwei Jahre zuvor. Außerdem sind laut spanischem Straßenverkehrsamt 38 Prozent weniger Menschen in Städten von einem Auto angefahren worden.

In Deutschland muss für viele Straßen, auf der Städte ein Tempolimit von 30 km/h einführen wollen, eine Begründung geliefert werden. Wie auch in der 2022 geführten Diskussion um die autofreie Friedrichstraße zeigt, dass Kommunen und Städte hier aufgrund der Straßenverkehrsordnung sehr kleinen Handlungsspielraum haben, um Umweltbelastungen und vom Verkehr verursachte gesundheitliche Beeinträchtigungen zu minimieren.

Um dies zu ändern, braucht es einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik – einen neuen modernen Rechtsrahmen. Der VCD hat hierfür den Vorschlag für ein Bundesmobilitätsgesetz entwickelt:


Auch Brüssel tritt auf die Bremse

In der belgischen Hauptstadt wurde am 1. Januar 2021 für die ganze Stadt Tempo 30 angeordnet, mit Ausnahme großer Verkehrsachsen. Ein Jahr später meldete die Brüsseler Stadtregierung erste positive Auswirkungen: Der Verkehr wurde langsamer, sicherer und leiser.
Während insgesamt die Geschwindigkeit der Autos um 19 Prozent fiel, wirkte sich das Tempolimit sogar noch auf Straßen aus, auf denen noch 50 km/h erlaubt ist. Auch dort verlangsamte sich der Verkehr, und zwar um 7 Prozent. Gleichzeitig ging die Zahl der Verkehrsunfälle zurück. Während es im Jahr 2020 11 Verkehrstote in Brüssel gab, starben im Jahr 2011 fünf Menschen durch Verkehrsunfälle. Auch der Verkehrslärm, der in Brüssel sehr hoch ist, ging um bis zu 4,8 Dezibel zurück. Dem Radverkehr tat diese Entwicklung gut, er nahm um 20 Prozent zu.

-