Auch nach den jüngsten Ereignissen in Berlin bricht die Debatte um Tempo 30-Zonen in der Hauptstadt nicht ab. Immer noch polarisiert das Thema - auf der einen Seite stehen AnwohnerInnen großer befahrener Straßen sowie Fußgänger- und RadfaherInnen, auf der anderen Pkw- und Lkw-FahrerInnen, die schnell an ihr Ziel gelangen wollen.
In Übereinstimmung mit dem VCD Bundesverband sind für den VCD Nordost die Vorteile von Tempo 30:
Darüber hinaus kann aber jeder einzelne Verkehrsteilnehmer mit seinem eigenen Verhalten die Straßen ein bisschen sicherer machen, indem er die Verkehrsregeln beachtet und jederzeit bedenkt, dass die Teilnahme am Straßenverkehr ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme erfordert (§1 StVO).
Bereits in Sommer 2013 hatte sich der VCD Nordost anlässlich des Tages der Verkehrssicherheit (15. Juni 2013) einem breiten Bündnis aus Umwelt-, Verkehrs- und Verbraucherverbänden mit der Botschaft "Tempo 30 rettet Leben" angeschlossen und eine Pressemitteilung veröffentlicht.
Und tatsächlich scheint sich etwas zu bewegen:
Anfang Oktober 2015 beschloss die Verkehrsministerkonferenz die Einrichtung von Tempo 30-Zonen vor Kindergärten und Schulen zu erleichtern. Geplant sei, die Anordnungsvoraussetungen, die bisher den Nachweis einer konkret vorliegenden besonderen Gefahrenlage erforderten, herabzusetzen. So sollen in Zukunft die schwächeren Verkehrsteilnehmer geschützt werden. Denn vor allem Kinder benötigen einen besonderen Schutz im Straßenverkehr, da sie altersbedingt noch nicht in der Lage sind, Geschwindigkeiten herannahender Fahrzeuge und allgemeine Gefahren des Straßenverkehrs richtig einzuschätzen.
Auf der Berliner Allee (Berlin-Weißensee) wurde jüngst Tempo 30 auch tagsüber durch das Berliner Verwaltungsgericht angeordnet. Und auch für die Kastanienallee gab die Verkehrslenkung Berlin nun die Anordnung von Tempo 30 bekannt.
Und auch jetzt fordern wir: Tempo 30 als Basisgeschwindigkeit innerorts!
Zu den in der Diskussion immer wieder angeführten Argumenten lässt sich Folgendes sagen:
Natürlich wird durch Tempo 30 die Zahl der Unfälle nicht reduziert, dass ist immer noch stark vom eigenen Fahrverhalten und dem Miteinander im Straßenverkehr abhängig. Dennoch hat die Verkehrsgeschwindigkeit sehr wohl eine Auswirkung auf die Schwere der Unfälle, da der Bremsweg bei 30 km/h erheblich kürzer ist als bei 50 km/h. Je höher die Geschwindigkeit desto stärker ist auch die Aufprallwucht und die entscheidet, ob man bei einer Kollision schwer, leicht oder gar nicht verletzt wird.
Die negativen Folgen auf den Verkehrsfluss durch Tempo 30 lassen sich durch zahlreiche Untersuchungen nicht belegen.
Vor allem in Hinsicht auf den Feinstaub, der bei niedriger Geschwindigkeit nicht so stark aufgewirbelt wird, habe Tempo 30 einen positiven Effekt, so der Verkehrsökologe Udo Becker von TU Dresden. "Auch der Abrieb an den Reifen nimmt ab. Der Motor selbst stößt zwar kaum weniger Partikel aus, doch die Menge der Stickoxide (NOx) steigt mit der Temperatur des Motors - bei Tempo 30 ist er tendenziell weniger warm." (Die Zeit, vom 11. Juli 2011).
Der Bundesverband des Verkehrsclub Deutschland e. V. hat darüber hinaus eine Tempo 30-Kampagnen-Website eingerichtet, auf der Sie weitere Informationen zum Thema und zu Aktionen finden. Die VCD-Position zum Tempo 30 (Stand: 05/2012) gibt es hier.
Europäische Bürgerinitiative "30 km/h macht die Straßen lebenswert" (EBI): http://de.30kmh.eu
Zur Zusammenarbeit von VCD und der Europäischen Bürgerinitiative: http://www.zeit.de/auto/2012-11/tempo-30-kommunen