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Augsburger Mobil-Flat

Augsburger Mobil-Flat: Fixer Preis und freie Wahl an Verkehrsmitteln

Ein Jahresticket für Bus, Tram, Carsharing und Leihfahrrad: Im bayrischen Augsburg gibt es seit 2019 die Mobil-Flat, ein Abo-Angebot, das über das klassische ÖPNV-Abo weit hinausgeht. Für einen festen Preis können Abonnent:innen nicht nur die Augsburger Busse und Trams benutzen, sondern auch mit einem Leihfahrrad unterwegs sein sowie ein festgelegtes Kilometer- bzw. Stundenkontingent mit einem Carsharing-Auto zurücklegen. In Deutschland ist das bisher einzigartig. Angeboten wird die Mobil-Flat von den Stadtwerken Augsburg (swa). Sie erhoffen sich, dass sich die Ausgburger:innen leichter von ihrem privaten Auto trennen, wenn sie ein ganzes Paketangebot aus unterschiedlichen Verkehrsmitteln bekommen.

 

Jürgen Biedermann, Geschäftsbereichsleiter Multimobilität der swa Carsharing-GmbH, erzählt im Interview darüber, was die Besonderheit an dieser Mobil-Flat ist.

Wie kam es dazu, dass die Stadtwerke Augsburg eine Mobil-Flat für den Stadtverkehr eingerichtet haben?

Die zündende Idee war, wir müssen uns davon lösen, nur den ÖPNV, also Busse und Trams, als Mobilitätsanbieter zu sehen, sondern wir wollen Linienverkehr mit Sharing-Mobilitätmischen. Also gründeten wir als Stadtwerke auch ein eigenes Carsharing-Unternehmen. Und unser Geschäftsführer, Dr. Walter Casazza, hatte dann die Idee, beides zusammen anzubieten. Er wollte das bündeln. Er wollte das Verkehrsangebot attraktiver machen und eine gesamte Verkehrskette anbieten. So enstand die Mobil-Flat.

Die Mobil-Flat gibt es nur in Augsburg. Wie kommt das?

So eine Mobil-Flat ist ein Bündelprojekt. Damit sie zustande kommen kann, ist es vorteilhaft, wenn die verschiedenen Produkte alle aus demselben Konzern kommen. Denn die entscheidende Frage ist: Wer trägt das Kostenrisiko? In unserem Fall ist es die Carsharing-GmbH. Sie gibt in der Mobil-Flat zusätzliche Rabatte und erhofft sich damit zusätzliche Umsätze.

Und nicht der ÖPNV?

Der ÖPNV kann das nicht. Der ÖPNV ist öffentlich gefördert, er kann für ein spezielles Angebot nicht einfach die Preise senken. Also muss der Carsharing-Anbieter Rabatte geben, denn so eine Flat muss ja insgesamt einen niedrigeren Preis haben als die Summe der Einzelangebote. Wenn der Carsharing-Anbieter das Risiko nicht tragen möchte, dann scheitert so ein Vorhaben. Bei uns in Augsburg ist das möglich, weil wir alle den Stadtwerken Augsburg angehören. Das ist aber beispielsweise in Berlin nicht der Fall. Da gibt es die ÖPNV-Betreiber und private Carsharing-Anbieter.

Die Mobil-Flat gibt es seit 2019. Wie hat sie sich bisher entwickelt?

Wir haben in den vergangenen Jahren viel Erfahrung gesammelt und das Produkt nach und nach verfeinert. Unser größtes Problem ist, dass Corona kam. Das hat unsere Pläne völlig über den Haufen geworfen. Und das 9-Euro-Ticket hat alles noch schwieriger gemacht. Momentan liegen wir mit den Abo-Zahlen hinter unseren Erwartungen zurück. Schwierig ist auch, dass die Gruppe, die unser Angebot nutzt, sich sehr bewusst sein muss, was sie eigentlich will. Viele wissen aber das gar nicht so genau. Wir wollen jetzt daran arbeiten, dass wir den Vorteil im Hinblick auf Geld und Komfort noch deutlicher machen. Der muss schneller zu sehen sein. Die Mobil-Flat ist wie ein exotisches Pflänzchen, das sich noch an seine Umwelt anpassen muss.

Gibt es Ideen, das Angebot weiterzuentwickeln?

Wir haben noch einen digitalen Rufbus in Augsburg eingeführt, den wir künftig in das Bündelprodukt hineinnehmen wollen. Außerdem planen wir unser Leihradangebot, das bereits in der Mobil-Flat enthalten ist, zu vergrößern und zu elektrifizieren, Wir arbeiten momentan auch an einem niederschwelligen Einstiegsangebot wie z.B. einer Prepaid-Karte. Denn, Mobil-Flat, das hört sich gut an, aber der Kunde muss ja auch verstehen, wie das alles geht, wie er diese Flat nutzen kann. Dass es ein Vorteil ist, alles aus einer Hand zu haben. Für die jungen Leute ist das alles kein Problem, aber die älteren sind mit der Monatskarte oder mit der Streifenkarte einfach vertrauter. Mit einer Prepaid-Karte kann man alles erst mal ausprobieren.

 

 

Mehr interessantes über die Mobil-Flat Augsburg und Ideen zur Kombination von Verkehrsmitteln gibt es hier:

In dem Podcast „Freifahrt“ von Sebastian Hofer erzählen Walter Casazza und Jürgen Biedermann von den Stadtwerken Augsburg sehr ausführlich über die Mobil-Flat:

freifahrt.podigee.io/48-swa

Keine Flat, aber dafür ein  App für alles, was das eigene Auto überflüssig macht, haben ein paar Leute in Finnland auf der Grundlage ihres Konzepts „Mobility as a Service (MaaS)“ erfunden. Die App heißt „whim“. Mit ihr lässt sich in Sekundenschnelle eine Fahrt mit verschiedenen Verkehrsmitteln planen, buchen und bezahlen:

whimapp.com

 

Mobil-Flat-Preise

Die Mobil-Flat gibt es in sechs Tarifen zwischen 67 und 129 Euro monatlich. Der Unterschied liegt jeweils bei der Anzahl der inbegriffenen Carsharing-Kilometer bzw. bei der Mitnahme-Möglichkeit weiterer Fahrgäste. So beinhaltet das günstigste Abo die freie Fahrt mit Tram und Bussen, eine 30-minütige Fahrradausleihe in unbegrenzter Anzahl sowie ein Jahreskontingent an 600 Kilometern mit einem Carsharing-Auto. Beim teuersten Abo liegt die Kilometerzahl für das Carsharing-Auto bei 3600 Kilometern, außerdem können bis zu vier Erwachsene und drei Kinder im ÖPNV mitgenommen werden.

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