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VCD Nordost aktuell

VCD fordert entschiedene Maßnahmen als Antwort auf die Klima- und Energiekrise

Am 15. März hat das Umweltbundesamt die Zahlen für den Treibhausgasausstoß Deutschlands im vergangenen Jahr veröffentlicht. Danach hat der Verkehrssektor sein Emissionsziel für 2021 verfehlt. Trotz pandemiebedingter Wirtschaftsflaute lag der Ausstoß mit 148 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten um rund 3 Millionen Tonnen über dem vorgegebenen Limit. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und hoher Energiepreise fordert der ökologische Verkehrsclub VCD jetzt entschiedene Maßnahmen der Bundesregierung im Verkehrsbereich ein.

 

Berlin, 15. März 2022. „Der Ukraine-Krieg macht uns bewusst, dass wir nicht nur eine Klimakrise, sondern auch eine - ebenfalls selbst verschuldete - Energiekrise haben. Der Bundesverkehrsminister muss daher jetzt wirksame Maßnahmen auf den Weg bringen, die sowohl die Treibhausgasemissionen des Verkehrs nachhaltig senken als auch unseren Energiedurst und damit die Abhängigkeit vom Erdöl verringern. Das heißt in erster Linie: rasch erneuerbare Energien ausbauen, auf effiziente, umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen und alle Einsparpotenziale nutzen. Nur so machen wir uns unabhängiger von Ölimporten und sichern langfristig unsere Mobilität“, erklärt die VCD Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann.

Aus Sicht des VCD ist ein generelles Tempolimit die Maßnahme im Verkehrsbereich, die sofort wirkt, einen erheblichen Beitrag zur Verringerung des Ölverbrauchs leisten kann und praktisch kostenlos ist. Nach Berechnungen des Umweltbundesamts verringert sich der Kraftstoffverbrauch durch ein Tempolimit auf Autobahnen von 100 km/h bereits im ersten Jahr um 2,1 Mrd. Liter. Das entspricht rund vier Prozent des deutschen Gesamtkraftstoffverbrauchs. Bei Tempo 120 sind es immer noch etwas mehr als eine Milliarde Liter weniger.

„Wenn wir Klimaschutz und Energiesicherheit ernst nehmen, kommen wir nicht mehr um das Tempolimit herum“, betont Haarmann. Für den VCD heißt dies konkret: Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts, Tempo 80 auf Landstraßen und 120 km/h auf Autobahnen. Zusätzlicher Gewinn: mehr Verkehrssicherheit sowie weniger Lärm und Schadstoffe.

Wie ein Reflex wird von verschiedenen Seiten als Antwort auf steigende Spritpreise gefordert, die Steuern auf Benzin und Diesel zu senken oder einen Tankrabatt einzuführen. Dies wäre aber nur eine Scheinlösung, denn sie verringerte nicht das eigentliche Problem, die Abhängigkeit von Erdölimporten. Klar ist aber auch: einkommensschwache Haushalte, die besonders von den hohen Energiepreisen betroffen sind, müssen gezielt entlastet werden. „Statt die Pendlerpauschale zu erhöhen, von der im Wesentlichen Besserverdienende profitieren, sollte ein einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld eingeführt werden“, verlangt die VCD Bundesvorsitzende.

Diese Maßnahmen fordert der VCD konkret

  1. Neue Höchstgeschwindigkeiten auf Autobahnen, Landstraßen und innerorts einführen. Diese leisten sofort einen Beitrag für mehr Klimaschutz und Verkehrssicherheit, senken den Spritverbrauch und damit die Abhängigkeit von Ölimporten und verringern gleichzeitig Lärm- und Schadstoffemissionen. Das heißt: Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts, Tempo 80 auf Landstraßen und 120 km/h auf Autobahnen.
  2. Für ambitionierte CO2-Vorgaben für Neuwagen auf EU-Ebene sorgen. Diese sind ein entscheidender Stellhebel zur CO2-Minderung und beschleunigen den Antriebswechsel hin zum Elektroauto. Dafür müssen die Grenzwerte bereits 2025 verschärft und bis 2030 auf Null sinken. Deutschland muss seine bisherige schwache Position in Brüssel entsprechend ändern.
  3. Den öffentlichen Verkehr als echte Alternative zum Auto massiv ausbauen. Das spart Energie, Ressourcen und knappe städtische Flächen. Zudem profitieren vor allem Menschen, die kein Auto besitzen oder aufgrund ihres Alters oder körperlicher Einschränkungen nicht Auto fahren können.
  4. Klima- und umweltschädliche Subventionen abbauen. Steuerprivilegien und Subventionen im Verkehr belasten den Staatshaushalt jährlich mit mehr als 30 Mrd. Euro. Ein Großteil davon kann zugunsten nachhaltiger Mobilität und zur Entlastung von einkommensschwachen Haushalten genutzt werden. Die Pendlerpauschale ist in ein einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld umzuwandeln. Davon profitieren alle, insbesondere einkommensschwache Haushalte, die proportional stärker unter hohen Mobilitätskosten leiden.

Zusätzlich kann jede und jeder Autofahrer*in selbst mit einfachen Maßnahmen höhere Spritkosten abmildern, die Abhängigkeit vom Erdöl verringern und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Hierfür hat der VCD einige Tipps und Anregungen zusammengestellt.

Pressekontakt:
Alexander Knebel, Anne Fröhlich, Magdalena Reiner • Telefon 030/280351-12 • presse@vcd.orgwww.vcd.org Twitter:@VCDeV 

Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander zwischen allen Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind. Dafür arbeitet er vor Ort mit zwölf Landesverbänden und rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen, bundesweit und europaweit vernetzt. Rund 55.000 Mitglieder, Spender und Aktivistinnen unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.

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