Nordost

VCD Nordost aktuell

Mit dem Fahrrad im ICE – ein weiterer Versuch

Ich wollte mit meinem Fahrrad lediglich von Wolfsburg nach Berlin reisen. Mein Ticket und die Fahrradkarte hatte ich natürlich schon weit im Voraus gekauft – alles easy also?


Von Harald Wenzel,
Sprecher der AG Rad & Fuß im VCD Nordost

Eigentlich war die Aufgabe für die Bahn diesmal nicht besonders schwer. Ich wollte mit
meinem Fahrrad lediglich von Wolfsburg nach Berlin reisen, am 20.9. um 19:07 mit dem
ICE 943. Mein Ticket und die Fahrradkarte hatte ich natürlich schon weit im Voraus
gekauft – alles easy also?
Nun, der Einfallsreichtum der Bahn, deutlich erkennbar zu machen, dass Service (oft
verbunden mit mangelhafter Leistung) nicht ihre Sache ist, kennt nun eine Facette mehr,
vor allem für Reisende mit Fahrrad:

- Um 17:22 (Abfahrtzeit nach Plan: 19:07!) erreicht mich die erste Meldung per Email,
dass mein Zug 25 Minuten Verspätung haben wird, nichts Ungewöhnliches - lächeln;
- Es folgen noch einige dieser Meldungen, Verspätung nun 45 Minuten - weiterlächeln;
- Ca. fünf(!) Minuten vor Eintreffen des Zuges (Verspätung nun 53 Minuten - lächeln)
spricht mich ein Mitarbeiter auf dem Bahnsteig an mit den Worten, ich täte ihm Leid...
Ach, warum denn? Der Mann hatte soeben per Telefon die Meldung erhalten, „mein“ Zug
nehme kein Fahrrad mit – dieser sei voll. Aber, ich habe doch ein gültiges Ticket..., - kein
Lächeln mehr;
- In den beiden möglichen Türen zu meinem Fahrradstellplatz stehen dann tatsächlich
breitbeinig zwei Türsteher: Sie können hier nicht rein! Es entwickelt sich rasch ein
Wortgefecht, in dem es nur darum geht, was ich nicht dürfe, - aus Lächeln wird Wut;
- Es folgt kein Hinweis über den Grund der Verweigerung noch auf eine Alternative
(dieser folgt fast genuschelt erst auf meine – zugegeben recht aggressiv- vorgetragene
Frage). Und natürlich bleiben ich und mein Fahrrad auf dem Bahnsteig zurück –
lächeln?;
- Der Mitarbeiter auf dem Bahnsteig kümmerte sich dann wirklich hilf- und erfolgreich
um meine Fahrt nach Berlin, wo ich gegen 23Uhr, fast drei(!) Stunden später, eintraf.

Da bleiben Fragen offen:
Der gebuchte Zug war ein Ersatzzug, wie ich schnell erkannte, dieser hat (vermutlich)
keine Fahrradstellplätze. Nun gut, selbst das kann vorkommen – lächeln? immer noch?
Warum wird mir das über den Verspätungsalarm nicht mitgeteilt?
Warum wird mir dieses für die Fahrradmitnahme elementar wichtige Detail nicht
bekannt gemacht?
Warum schlägt mir die Bahn online keine andere Reisemöglichkeit vor, wenn doch
schon klar ist, dass die gebuchte nicht funktioniert?
Warum geriert sich das Zugpersonal wie Feldherren und macht sich nicht einmal die
Mühe, Begründungen oder Lösungen mitzuteilen?
Ist das nun „nur“ mangelhafter Service? Ignoranz? Oder doch schon Arroganz?
Tja, und nun werde ich wie schon so oft von meinen Rechten als Fahrgast Gebrauch
machen, werde die Hälfte meines Ticket-Preises erstattet bekommen verbunden mit
dem Hinweis, dass Fahrradkarten leider, leider nicht erstattet werden – nicht vergessen:
lächeln!

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