RG Vorpommern-Rügen
VCD Nordost aktuell
In Mecklenburg-Vorpommern spielen beim Tourismus der PKW und Wohnwagen weiterhin die dominierende Rolle. Während lange Zeit ein ausgedünntes und unattraktives Bahn-Angebot im Fern- und Regionalverkehr als willkommene Ausrede bei der stetig steigenden Zahl von Urlaubern entlang der Ostseeküste und der Müritz galt, sollte spätestens mit der Mobilitätsoffensive des Landes im Regionalverkehr und durch das zuvor spürbar verbesserte Angebot im Fernverkehr eine stärkere Nutzung von Bahnen und Bussen bei der An- und Abreise sichtbar sein. Zuletzt lag der Modal-Split für die öffentlichen Verkehrsmittel bei den MV-Touristen nur bei rd. 10 Prozent; immerhin noch besser als die Alltagsmobilität der Wohnbevölkerung, aber schlechter als in vergleichbaren Urlaubsregionen in Schleswig-Holstein, im Schwarzwald oder am Bodensee.
Vielfach bestehen noch Vorurteile und Informationsdefizite bei den MV-Touristen und bei Touristikern in MV über das Bahn- und Busangebot. Somit verwundert es nicht, dass bei vielen Verantwortlichen in der Landes- und Kommunalpolitik der Aus- und Neubau eines leistungsfähigen Bundesautobahn- und Bundesstraßennetzes (z.B. A 20 und B96 n) lange Zeit absolute Priorität hatte.
Viel zu spät wurde erst jetzt erkannt, dass der deutlich angestiegene motorisierte Individualverkehr und ein fehlendes Mobilitätsmanagement in den MV-Urlaubsregionen einen deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Destinationen im In- und Ausland darstellt. Während beispielsweise im Schwarzwald, Bayerischen Wald sowie im Saarland Gästekarten für Urlauber eine kostenfreie ÖPNV-Nutzung meist für eine gesamte Tourismusregion ermöglichen, sind in Mecklenburg-Vorpommern nur auf Rügen, Usedom und an der Müritz kleinere Insellösungen und meist nur für das ortsansässige Busunternehmen umgesetzt. In der Folge nutzen Urlauber während ihres Aufenthalts noch sehr häufig den eigenen PKW.
Der Landkreis Vorpommern-Rügen mit den beiden Urlaubsregionen Fischland, Darß und Zingst sowie Rügen besitzt mit den Bahnhöfen Ribnitz-Dammgarten West, Velgast, Stralsund, Bergen und Binz insgesamt fünf ICE-Bahnhöfe, wobei tägliche Direktverbindungen von Karlsruhe über Frankfurt/M. und Hamburg sowie von München über Erfurt, Halle und Berlin bestehen. Im Vergleich zu anderen Urlaubsregionen an Nord- und Ostsee besitzt dieser MV-Landkreis neben dem RE-Angebot ein mittlerweile hochwertiges Fernverkehrsangebot. Am Hauptreisetag Samstag verkehren insgesamt acht ICE-Zugpaare zum bzw. vom Ostseebad Binz.
Trotz dieser beschriebenen Standortvorteile sieht der VCD Nordost noch erheblichen Verbesserungsbedarf beim Busverkehr an zahlreichen Fern- und Regionalbahnhöfen. In Ribnitz-Damgarten West besteht kein Anschluss von der RE-Linie 9 zur Buslinie 210, die ein Großteil der Urlaubsorte auf dem Fischland und dem Darß anbindet. Akuter Handlungsbedarf besteht auf Rügen bei der Erreichbarkeit des Kap Arkona, der mit jährlich rd. 800.000 Besuchern eine Top-Sehenswürdigkeit ist. Am Wochenende bestehen täglich nur drei Busfahrten zu dem nördlichsten Punkt der Insel, während rd. 90 Prozent der Besucher die PKW-Anreise bevorzugen. Die Umweltbilanz ist bei einer PKW-Fahrt von Binz zum Kap Arkona und zurück mit rd. 100 km sehr negativ und sollte Touristiker und verantwortliche Kommunalpolitiker zu einem schnellen Umsteuern veranlassen.
Diese und weitere Themen werden am 16. Juli 2024 bei einer VCD-Veranstaltung zum Thema “Mobilitätsoffensive in MV: Wie sieht die Umsetzung in den Landkreisen aus? “ um 17.00 h im Stralsunder Rathaus mit den Experten und Verantwortlichen Ulrich Sehl, Geschäftsführer Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen, Daniel Bischof, Geschäftsführer Verkehrsgesellschaft MV und Jan Bleis, Vorsitzender der VDV Landesgruppe Nord, diskutiert.