RG Vorpommern-Rügen
VCD Nordost aktuell
Über mehrere Jahre war der Fährhafen Sassnitz weder mit Bahnen noch mit Bussen direkt angebunden, obwohl in in den Sommermonaten bis zu vier Anläufe von Fährschiffen von Rønne (Bornholm) und aus Trelleborg (Schweden) zu verzeichnen waren. Bis zum Jahre 2019 mussten Fußpassagiere einen rund 1,5 km langen Fußweg zwischen der nächstgelegenen Haltestelle Dubnitz und dem Fährterminal zurücklegen. Das Verkehrskonzept der Verantwortlichen war komplett auf den PKW ausgerichtet, obwohl im letzten Betriebsjahr 2019 der Eisenbahnfähre MS Sassnitz immerhin rd. 19.500 Fußpassagiere zwischen Deutschland und Schweden unterwegs waren.
Diese fehlende Reisekette mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf deutscher Seite und die wiederum gute Anbindung von Trelleborg mit einem 30 Minuten-Takt mit Regionalbahnen in Richtung Malmö und Kopenhagen haben den VCD Nordost veranlasst, eine direkte Busanbindung aus Richtung Binz und Sassnitz und die Wiederaufnahme des Fern- und Regionalbahnverkehrs zu fordern. Der Fährhafen Sassnitz (Mukran Port) besitzt wie kaum ein anderer Fährhafen an Nordsee und Ostsee die besten Voraussetzungen für ein komfortables Umsteigen zwischen Zug und Fähre. Auch längere Reisezüge und ICEs können problemlos am Bahnsteig im Mukran Port Halt machen.
Erste Erfolge konnten im Jahre 2020 mit einem verbesserten Busangebot der VVR-Linie 22 erzielt werden, das mittlerweile 2024 auf eine stündliche Bedienung erweitert wurde. Auch der Zugverkehr wurde erstmals 2022 in den Sommermonaten an Samstagen wieder eingeführt und 2024 sogar für einige Wochen auf drei Betriebstage erweitert. Während die Fahrgastzahlen gerade im Busverkehr der VVR nicht zuletzt durch die deutlich angestiegene Zahl der Fußpassagiere von bzw. nach Bornholm neue Rekordzahlen verzeichnen, setzen die rd. 500 Beschäftigten der einzelnen Firmen auf dem Hafengelände weiter fast ausschließlich auf das eigene Auto. Versuche mit Einführung des neuen Deutschlandtickets ansässige Firmen und deren Mitarbeitende von einem Jobticket zu überzeugen, blieben wie so häufig noch in Mecklenburg-Vorpommern bislang ohne Erfolg.
Trotz dieser ersten Fortschritte auf Rügen für eine nachhaltige Tourismusmobilität bleibt der VCD Nordost motiviert, die dominierende Zahl von Skandinavien-Touristen, die weiter auf das eigene Auto oder den Carawan setzen, von der klimaschonenden und kostengünstigen Reisekette mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu überzeugen. Das setzt aber auch voraus, dass die Verantwortlichen in den Reedereien und bei den Verkehrsunternehmen neben einem verbesserten und aufeinander abgestimmten Fahrplanangebot die großen Potenziale durch eine intensive Online- und Printkommunikation nutzen, um insbesondere die Vorteile und die Bekanntheit dieser durchgehenden Reisekette zu verdeutlichen. Auch der Landkreis Vorpommern-Rügen als Aufgabenträger für den kommunalen ÖPNV und das MV-Infrastrukturministerium für den SPNV sollten weiter mit entsprechenden Forderungen tätig werden. Mit diesem aktiven Marketing lässt sich der Modal Split (Marktanteil) für Bahnen und Busse deutlich verbessern, wobei der Fokus nicht nur auf Touristen gelegt werden sollte, sondern insbesondere bei der Alltagsmobilität der einheimischen Wohnbevölkerung besteht noch ein größerer Handlungsbedarf. Denn spätestens mit Einführung des Deutschlandtickets und den neuen Rufbus- und Regiobuslinien sollten auch mehr Rüganerinnen und Rüganer häufiger das eigene Auto stehen lassen und auf Busse der VVR und Bahnen der ODEG umsteigen.