Nordost

Fußverkehr
VCD Nordost aktuell

Modellprojekt Barbarossaplatz: Skizze eines Niederganges

Um den Leitgedanken im Fußverkehrsteil des Berliner Mobilitätsgesetzes in der Stadt sichtbar zu machen, soll in jedem Berliner Bezirk je ein Fußverkehrsprojekt als besonderes Modellprojekt geplant und umgesetzt werden. In Tempelhof-Schöneberg ist die Wahl auf den Barbarossaplatz gefallen. Der Verkehrsausschuss Tempelhof-Schöneberg hat nun am 11.7.'24 mit den Stimmen aller Fraktionen, außer denen der Grünen, für eine Variante gestimmt, die dem Namen Modellprojekt Fußverkehr Hohn spricht. Der VCD Nordost stellt dazu klare Forderungen.

Um den Leitgedanken im Fußverkehrsteil des Berliner Mobilitätsgesetzes in der Stadt sichtbar zu machen, soll in jedem Berliner Bezirk je ein Fußverkehrsprojekt als besonderes Modellprojekt geplant und umgesetzt werden. Hierzu heißt es bei der Vorstellung der Projektidee durch den Berliner Verkehrssenat:
„Im Zentrum stehen dabei die Bedürfnisse der Fußgängerinnen und Fußgänger: Erhöhung der Aufenthaltsqualität, Steigerung der Verkehrssicherheit und Verbesserung der Barrierefreiheit.“
Für die Finanzierung der Projekte stellt der Senat insgesamt knapp 30 Mio. Euro zur Verfügung.
In Tempelhof-Schöneberg ist die Wahl auf den Barbarossaplatz gefallen. Der Platz wird von sechs Straßen angelaufen, von denen eine, der südöstliche Teil der Schwäbischen Straße, schon seit vielen Jahren zum Park umgestaltet worden ist. Die Ost-West-Achse bildet die Barbarossastraße, die Nord-Süd-Achse die Eisenacher Straße. Der nordöstliche Teil des Platzes wird vom Gebäude der Volkshochschule / Grundschule am Barbarossaplatz dominiert. Es sind also außer Kindern auf ihrem Schulweg auch Erwachsene jeden Alters an diesem Ort unterwegs. Der Platz selbst hat in seinem Mittelpunkt einen Figurenbrunnen und wird von zwei mächtigen Platanen beschattet; auch auf den Gehwegen stehen teils sehr alte Platanen, der Platz steht unter Denkmalschutz. Cafés, Geschäfte oder auch nur Bänke gibt es nicht.
Am 21.3.’24 wurde in öffentlicher Veranstaltung das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie vorgestellt. Im Ergebnis werden drei mögliche Umbau-Varianten vorgeschlagen. Die Mehrheit der teilnehmenden Menschen votiert für Variante 3, in der der motorisierte Durchgangsverkehr um den Platz herum komplett unterbunden wird. Alle Straßen münden als Sackgassen auf den Platz, Fahrräder können die Modalfilter passieren, dürfen den Abschnitt vor der Grund- und Volkshochschule aber auch nicht befahren. Die umlaufenden Straßen werden zu Gunsten der Platzfläche verschmälert. So weit so gut.
Der Verkehrsausschuss Tempelhof-Schöneberg hat nun am 11.7.’24 mit den Stimmen aller Fraktionen außer denen der Grünen für eine Variante gestimmt, die dem Namen Modellprojekt Fußverkehr Hohn spricht. Lediglich der Straßenabschnitt vor der Grund- und Volkshochschule soll dem motorisierten Verkehr entzogen werden. Alle anderen Abschnitte bleiben unberührt, der (motorisierte) Verkehr darf weiterhin ungehindert rollen. An fünf Stellen sind Fußgängerüberwege(!) geplant.
So wird die gute Absicht aus dem Mobilitätsgesetz, die Verkehrswende voranzubringen, und vor allem den schwächsten Verkehrsteilnehmern, den zu Fuß gehenden Menschen, mehr Raum und Sicherheit zu geben, in ihr Gegenteil verkehrt!

Der VCD Nordost hat am 19.08.’24 mit seiner AG Rad&Fuß ein „VCD vor Ort“ am Barbarossaplatz abgehalten, um sich eine eigene Meinung zu bilden.

Im Ergebnis fordern wir:

  • Die Umgestaltung des Barbarossaplatzes als „Modellprojekt für den Fußverkehr“ heißt für uns, dass Fußverkehr hier tatsächlich Vorrang vor allen anderen Verkehrsarten genießen muss.
  • Das Ergebnis der Bürgerbeteiligung muss ernst genommen werden und entsprechend Berücksichtigung finden.
  • Kfz-Durchgangsverkehr sollte auf jeden Fall unterbunden werden. Für Anwohnende, Notdienste, Lieferverkehr und Versorgungsfahrzeuge wie Müllabfuhr muss natürlich jede Adresse dennoch erreichbar sein.

Für konstruktive Gespräche, wie Planungen auch angepasst werden können im Sinne eines guten Miteinander aller Verkehrsarten, steht der VCD Nordost gerne zur Verfügung. Klar muss aber sein, dass die Ziele des Modellprojekts, also Vorrang für Fußverkehr und Unterbindung des motorisierten Durchgangsverkehrs, dabei nicht konterkariert werden.

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