VCD Nordost aktuell
Der Spiegel hat einen Artikel unter dem Titel „Alles steht still“ zum Desaster am Neubrandenburger Kreuz veröffentlicht. Dort hat die DB InfraGo einen neuen Rekord mit einer mehr als einjährigen Streckensperrung aufgestellt.
Spiegel-Autor Lukas Kissel erzählt die Geschichte der betroffenen Fahrgäste und zitiert Wilfried Kramer aus dem VCD-Nordost-Vorstand. Der Erfolg in Hessen und Baden-Württemberg verstärkt den Frust vieler Menschen in Neubrandenburg: Während bei der Riedbahn alle verfügbaren Mittel eingesetzt wurden, um den Zeitplan einzuhalten, scheinen weniger bekannte Projekte vernachlässigt zu werden. „Die Riedbahn ist offensichtlich Bundesliga, und wir spielen nur in der Kreisliga“, sagt Wilfried Kramer, Vorstand des VCD Nordost. „Wer unten in der Prioritätenliste steht, dem kann man offensichtlich viele Monate Schienenersatzverkehr zumuten.“
In Neubrandenburg verkehren normalerweise täglich 80 Regionalzüge der Linien RE 4 und RE 5. Die Linie RE 5 ist die kürzeste Verbindung von Berlin über Neubrandenburg nach Stralsund und auf die Insel Rügen. Es bleibt zu hoffen, dass die Bahn-Verantwortlichen diese gravierenden Fehler bei der Bauplanung und -steuerung und die Defizite in der Kundenkommunikation aufarbeiten, bevor das Vertrauen in den Schienenverkehr bleibend geschädigt wird.
Der Bahnexperte Christian Böttger, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, äußert den Eindruck, dass die Bahn Totalsperrungen zunehmend „skrupelloser“ plane. Dadurch bestehe das Risiko, dass noch mehr Fahrgäste – möglicherweise dauerhaft – auf das Auto umsteigen. Auch der Güterverkehr sei betroffen, da Unternehmen gezwungen seien, auf Lkw auszuweichen. Die Verantwortlichen verließen sich darauf, dass nach den Vollsperrungen später eine höhere Zuverlässigkeit gewährleistet sei: „Wenn dieses Narrativ einmal etabliert ist, kann man es sich bequem machen“. Warum wurde keine alternative Lösung mit der vorhandenen alten Zugsicherungstechnik in Betracht gezogen? Weshalb gab es während der langen Sperrpausen nicht zumindest auf Teilstrecken einen Bahn-Pendelverkehr, um lange Fahrzeiten mit dem Busersatzverkehr zu vermeiden?
Der Artikel ist für SPIEGEL+-Kunden hier online zu lesen und ist am 7.3. im gedruckten Magazin erschienen.