Pressemitteilung
VCD Nordost aktuell
Der VCD Nordost kritisiert die vom Senat angeordnete Rücknahme des geschützten Radstreifens in der Kantstraße scharf. Die Entscheidung sei weder fachlich nachvollziehbar noch transparent zustande gekommen. Statt auf Beteiligung, Abwägung und faktenbasierte Lösungen zu setzen, habe die Verkehrsverwaltung einen rein symbolisch motivierten Rückschritt zulasten der schwächsten Verkehrsteilnehmer:innen beschlossen.
Berlin, 12. Juni 2025
„Es ist traurig, dass die dafür ausdrücklich vorgesehenen Beteiligungsgremien mal wieder gar nicht angehört wurden“, erklärt Heiner von Marschall, Landesvorsitzender des VCD Nordost. „Diese Entscheidung erscheint daher als ausschließlich ideologisch motiviert – sie entstand völlig intransparent im Hinterzimmer und ohne jede Beteiligung der Betroffenen oder unabhängiger Fachleute aus Verkehrswissenschaft und Unfallforschung. Sie ignoriert Fakten, Sicherheitsbedarfe und die realen Gefahren auf der Straße.“
Sicherheit für alle – mit konstruktiven Lösungen
Begründet wird die Anordnung mit der Notwendigkeit, die Erreichbarkeit für Feuerwehrfahrzeuge zu sichern. Doch diese Aussage hält einer näheren Betrachtung nicht stand:
„Fakt ist: Der Feuerwehr im Weg stehen ausschließlich die derzeitigen Parkplätze,“ so von Marschall weiter. „Kein einziges Fahrrad behindert die Feuerwehr oder versperrt Rettungswege. Hier geht es nur um Parkplätze versus die Sicherheit ungeschützter Verkehrsteilnehmer:innen, insbesondere auch der von Älteren und Kindern, die auf geschützte Flächen angewiesen sind.“
Stattdessen fordert der VCD Nordost an dieser Stelle ein erkenntnisbasiertes und ganzheitliches Verkehrskonzept unter dem Primat der „Vision Zero“, die mit der Einführung des Berliner Mobilitätsgesetzes Leitbild der hiesigen Verkehrspolitik sein muss.
„Durch den Wegfall des geschützten Radwegs verlieren Menschen, die täglich mit dem Fahrrad unterwegs sind, ihren elementaren Schutzraum. Nach dem Willen der Senatsverwaltung sollen künftig auch Kinder, ältere Personen und unsichere Verkehrsteilnehmende sich die Fahrbahn mit Bussen, Lieferfahrzeugen und dem fließenden Autoverkehr teilen – und das, obwohl es längst erprobte Alternativen gibt, die Sicherheitsaspekte und Rettungswege wunderbar miteinander vereinen“, betont Judith von Falkenhausen, Sprecherin des VCD Nordost. „Verkehrssicherheit darf nicht gegeneinander ausgespielt werden: Berlin braucht endlich eine Politik des Miteinanders. Feuerwehr, Fußgänger:innen, Radfahrer:innen, Lieferdienste, ÖPNV und KFZ-Verkehr müssen zusammengedacht werden – nicht gegeneinander. Verkehrspolitik im 21. Jahrhundert bedeutet, Räume so zu gestalten, dass alle sicher und fair unterwegs sein können.“
In diesem Zusammenhang verweist der VCD Nordost auf bereits funktionierende Beispiele in Berlin – etwa am Kottbusser Damm, wo geschützte Radwege erfolgreich mit ausreichend Feuerwehr-Aufstellflächen und Ladezonen für den Lieferverkehr kombiniert werden konnten.
Verkehrswende beginnt mit Vertrauen
Der VCD Nordost kritisiert insbesondere das hier zugrunde gelegte Verfahren: Weder wurden unabhängige Fachmeinungen eingeholt noch der betroffene Bezirk ernsthaft einbezogen. Es liegen weder Skizzen noch nachvollziehbare Abwägungen oder transparente Daten vor. Stattdessen wurden vollendete Tatsachen geschaffen – zu Lasten eines der erfolgreichsten Sicherheitsinstrumente für den Radverkehr.
Der Verband fordert die Verkehrsverwaltung daher auf, die Entscheidung auszusetzen und gemeinsam mit Feuerwehr, Bezirk, Zivilgesellschaft und Fachverbänden eine sichere und gerechte Lösung zu erarbeiten.
Dazu gehören insbesondere:
„Verkehrssicherheit beginnt mit klaren Prioritäten und ehrlicher Abwägung – und tragfähige Lösungen fußen auf einem transparenten Dialogprozess“, so von Marschall abschließend.
Der VCD Nordost unterstützt die für den 16. Juni geplante Demonstration für sichere Radwege in der Kantstraße und ruft die regierende Landeskoalition dazu auf, den Schutz der Anwohnenden und sämtlicher Verkehrsteilnehmer:innen vor Ort in einer zukunftsträchtigen Lösung zu bündeln.
Über den VCD Nordost
Der VCD (Verkehrsclub Deutschland) setzt sich ein für Mobilität für Menschen, ein positives Miteinander aller Verkehrsarten und eine ökologische Verkehrswende. Schwerpunkte sind dabei die Förderung des Umweltverbundes (ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr) und mehr Verkehrssicherheit gerade auch für die schwächeren Verkehrsteilnehmer: Kinder, Ältere und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.
Der VCD Nordost ist der Landesverband für Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.
Kontakt für Rückfragen:
Heiner von Marschall
Landesvorsitzender VCD Nordost
E-Mail: heiner.v.marschall@vcd-nordost.de
Tel.: 0174 465 65 23
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