Pressemitteilung
VCD Nordost aktuell
Ein urbaner PLATZ FÜR MENSCHEN mit Aufenthaltsqualität. Am Sonntag, 12.9. war der Kurt Schumacher Platz erstmals für einen Nachmittag autofrei.
Am Sonntag, 12.9. war der Kurt Schumacher Platz erstmals für einen Nachmittag autofrei.
„Es ist uns gelungen, ein Bild zu stellen, was sich die meisten Menschen bisher kaum vorstellen konnten: Wie wir den Kurt Schumacher Platz als Platz für Menschen zurückgewinnen können. Als echtes Ortsteilzentrum, ohne Autoverkehr, sondern als Ort der Begegnung und für die täglichen Erledigungen“, fasste Heiner v. Marschall, Landesvorsitzender des VCD Nordost und Grüner Direktkandidat für die Wahl zum Abgeordnetenhaus im Wahlkreis rund um TXL und den Kurt Schumacher Platz, die Aktion zusammen. „Unsere städtischen Plätze sind heute oft nur Verkehrsschneisen für die tägliche Blechlawine. Wir wollen sie zurückgewinnen als urbane Plätze, wo Menschen sich treffen, gerne aufhalten und miteinander kommunizieren. Wo Bäume wachsen, Brunnen sprudeln und Kinder spielen“
Die an diesem Tag angebotenen Sitzgelegenheiten wurden nun von vielen Passant*innen spontan angenommen, um den Platz bei Live-Musik für sich in Besitz zu nehmen und in ungewohnter Ruhe zu genießen. Insgesamt nahmen so mehrere hundert Menschen an der Aktion teil, in der Spitze etwa 200 gleichzeitig.
Alle waren eingeladen, sich die sonstige Verkehrsschneise für einen Tag als echten urbanen Platz für Menschen zurückzuerobern. Und viele machten davon Gebrauch: Bei schönem Spätsommer-Wetter machten es sich Menschen auf mitgebrachten Campingstühlen und Picknickdecken gemütlich oder nutzten die aufgestellten Bänke, um in Ruhe der Livemusik eines Swing-Trios und den verschiedenen Redebeiträgen zu lauschen.
Bettina Jarasch, Grüne Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin, freute sich bei ihrem Besuch auf dem Kurt Schumacher Platz über die gelungene Aktion und dankte den Verbänden und lokalen Initiativen, die immer wieder die nötige Mobilitätswende einfordern: „Eine Stadt ganz ohne Autos ist so schnell nicht möglich. Aber wir wollen überall in der Stadt, in allen Kiezen grüne Oasen schaffen, wo es dann keinen Autoverkehr gibt und die Menschen die Straßen und Plätze für sich in Besitz nehmen können. Und wir wollen, dass an solchen Orten auch wieder Kinder auf der Straße spielen können.“
Kerstin Haarmann, Bundesvorsitzende des VCD, kam direkt aus München und berichtete von den Protesten gegen die IAA am Vortag: „Wir brauchen ein Verkehrssystem, das im Kern nicht mehr auf das Auto, sondern auf den Umweltverbund aus ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehr setzt. Wir wollen die Straßen zurückerobern für die Menschen, die dort leben. Und wir fordern von der nächsten Bundesregierung ein Bundesmobilitätsgesetz, das den Verkehren des Umweltverbundes Vorrang einräumt und die dringend nötige Mobilitätswende regelt. Das Berliner Mobilitätsgesetz hat dafür gute Vorarbeit geleistet.“
Susanne Grittner, stellvertretende Landesvorsitzende des ADFC Berlin unterstrich die Bedeutung sicherer Radwege, um die #VisionZero zu erreichen: keine Toten und Schwerverletzten mehr im Straßenverkehr! Und nannte viele Beispiele, wo in Reinickendorf auf dem Weg in die City dringender Verbesserungsbedarf besteht.
Stefan Lehmkühler, Vorstand bei Changing Cities und Grüner Direktkandidat für die Wahl zum Abgeordnetenhaus in Mitte, erläuterte als gelernter Stadt- und Verkehrsplaner, warum auch für einen flüssigen Autoverkehr wesentlich weniger Fläche benötigt wird.
Yushin Washio von Greenpeace Berlin unterstrich die Notwendigkeit, dass auch im Verkehr der Schadstoffausstoß schnellstens deutlich sinken muss, um den Klimawandel zu stoppen.
Maria- Anne Lamberti von der ADFC Stadtteilgruppe Reinickendorf hatte bereits zu Beginn die traurige und gefährliche Situation für Radfahrende in unserem Bezirk geschildert, der hier anderen Bezirken weit hinterherhinkt.
Dazwischen wurde die „Solidaritäts-Radtour Berlin Rostock #unteilbarMV“ zu einem Zwischenstopp begeistert begrüßt und dann auf ihrem Weg weiter nach Norden verabschiedet.
Umrahmt wurde das Programm mit Livemusik des Swing-Trios „Frau Onkel und Herr Tante“, was die fröhliche Atmosphäre des autofreien Platzes untermalte.
Von 13 bis 18 Uhr war der Kurt Schumacher Platz für den privaten Kfz-Verkehr gesperrt und blieb den Verkehren des Umweltverbundes vorbehalten: ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr. Wobei sich die BVG leider entschied, ihre Busse nur an der Scharnweberstraße halten zu lassen. Die Organisatoren der Demonstration hatten extra Spuren für die BVG freigehalten.
ADFC, Greenpeace und VCD präsentierten ihr Aktions- und Informationsmaterial für die Mobilitätswende. Die Grünen Mitte hatten auf der Fahrbahn einen Spiele-Parcours für Kinder aufgebaut, auch aus Pankow kam die Grüne Fahrradtram „Berta“ zu Besuch und fuhr Kinder und Eltern um den Platz. Aus Reinickendorf waren die Grünen und die LINKE mit Infoständen vertreten, um das Anliegen eines autofreien Kurt Schumacher Platzes zu unterstützen.
Vertreter anderer Parteien, die sich die Möglichkeiten eines autofreien Platzes zumindest einmal angeschaut hätten, wurden leider nicht gesehen.
Fotos der Aktion sowie den Flyer mit dem Aufruf finden Sie im Anhang. Der Aufruf des VCD Nordost wurde unterstützt von Bündnis Berliner Straßen für alle, ADFC Berlin, BUND Berlin, Changing Cities, Greenpeace Berlin, Naturfreunde Berlin und Powershift.
„Nicht erst im Rahmen der Nachnutzung von TXL ist der Kurt Schumacher Platz das natürliche Ortsteilzentrum von Reinickendorf-West, wo alte und neue Kieze sich treffen und zusammenwachsen. Dafür muss er als urbaner Platz mit Aufenthaltsqualität umgestaltet und vom privaten Kfz-Verkehr möglichst weiträumig umfahren werden, um ihn als öffentlichen Raum für alle zurückzugewinnen. Wie das aussehen könnte, haben wir heute gezeigt“, erklärte Heiner v. Marschall
Pressekontakt VCD Nordost:
Heiner von Marschall, Landesvorsitzender
Email: heiner.v.marschall@vcd-nordost.de Tel: 0174 465 65 23
www.vcd-nordost.de
Der VCD (Verkehrsclub Deutschland) setzt sich ein für Mobilität für Menschen, ein positives Miteinander aller Verkehrsarten und eine ökologische Verkehrswende. Schwerpunkte sind dabei die Förderung des Umweltverbundes (ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr) und mehr Verkehrssicherheit gerade auch für die schwächeren Verkehrsteilnehmer: Kinder, Ältere und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.
Der VCD Nordost ist der Landesverband für Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.