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VCD Nordost aktuell

Kürzeste Fährverbindung nach Schweden eingestellt: Fußpassagiere und Radfahrende haben das Nachsehen!

Im September 2020 wurde von der Flensburger Reederei FRS mit dem Katamaran Skåne Jet die kürzeste Seeverbindung zwischen Deutschland und Schweden wieder aufgenommen. Damit bestand die berechtigte Hoffnung, dass ein Ersatz für die von der Schwedischen Reederei Stena Line im März 2020 eingestellte Königslinie geschaffen wurde. Während mit der Königslinie seit 1909 die älteste Eisenbahnfährverbindung über die westliche Ostsee existierte, sollte mit der Schnellfähre die Ausrichtung auf die Personenbeförderung mit PKW und Wohnwagen in einer Fahrzeit von rund 2,5 Stunden eine Marktnische im umkämpften Ostseemarkt gefunden werden. Umso mehr waren nicht nur Kenner der Branche, der Tourismuswirtschaft und der Landespolitik überrascht, dass die Reederei FRS Baltic frühzeitig zum 30. September 2024 mit Hinweis auf die sehr hohen Betriebskosten dieses Katamarans und den zu geringen Buchungszahlen den Verkehr auf der rund 100 km langen Seeverbindung dauerhaft eingestellt hat.

Während PKW-Fahrer nun auf die alternativen Seehäfen Rostock und Swinemünde recht unkompliziert mit meist geringeren Ticketpreisen aber deutlich längeren Fahrzeiten ausweichen werden, haben die bislang mit Bahn und Bus sowie dem Fahrrad zwischen Sassnitz und Trelleborg Reisenden das Nachsehen. Beispielsweise die Fahrt zum Überseehafen Rostock vom Hauptbahnhof ist mit einem umständlichen Transfer mit Bus und Straßenbahn von mehr als 30 Minuten verbunden. Im Dezember 2012 wurde die direkte S-Bahn-Verbindung zu den Fährterminals im Überseehafen eingestellt. Nachdem im Jahre 2014 der Frachtverkehr vom Fährhafen Sassnitz / Mukran nach Rostock verlagert wurde, bediente nur noch gelegentlich ein privater Nachtzuganbieter die kürzeste Bahnverbindung nach Malmö über die MS Sassnitz. Die Betreibergesellschaft Fährhafen Sassnitz GmbH versucht nach dem Rückzug der Reedereien das Profil des Hafens auf Rügen stärker hin zu einem Industriehafen mit einer Gewerbeansiedlung auf dem weitläufigen Gelände zu entwickeln, obwohl eine klare Ausrichtung und Strategie auch nach der Errichtung des umstrittenen LNG Terminals bislang kaum erkennbar ist.

Aus Sicht des VCD Nordost sind jetzt Landes- und Kommunalpolitik und die Tourismuswirtschaft gefordert, dem Hafenstandort Sassnitz/ Mukran und dem dortigen Fährverkehr in Richtung Schweden eine Perspektive zu geben. Aufgrund der einzigartigen Infrastruktur mit einem modernen Fährterminal und einer direkten Schienenanbindung sollte ein Konzept für eine umweltfreundliche und nachhaltige Reise- und Transportkette über den Standort Sassnitz umgesetzt werden. Das Wirtschaftsministerium in Schwerin hatte im Herbst 2020 die Umrüstung des Anlegers in Mukran für den Katamaran gefördert, dementsprechend ist im Interesse einer nachhaltigen Mobilität und zur Förderung des Tourismusstandortes in Vorpommern-Rügen ein Neustart über die kürzeste und schnellste Verbindung nach Schweden erforderlich. Im letzten durchgehenden Betriebsjahr 2019 der MS Sassnitz verkehrten rund 280.000 Passagiere über die Königslinie, davon stammen rund 60 Prozent aus Skandinavien. Von diesen Zahlen war man bei der FRS Baltic weit entfernt.
 

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