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VCD Nordost aktuell

MV Mobilitätsoffensive 04: Wenn der Bus gar nicht kommt: Ruf- und Regiobusse sollen für Abhilfe sorgen!

Spätestens mit der von der MV-Landesregierung verkündeten Mobilitätsoffensive im Frühjahr 2023 machen sich Verantwortliche in den Landkreisen Gedanken zum Aufbau eines flächendeckenden Rufbusnetzes fernab der städtischen Zentren. Das Land hat mit der Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern (VMV) die Koordinierung übernommen und stellt auch ein separates Budget für den Aufbau und den Betrieb durch die kommunalen Verkehrsunternehmen zur Verfügung.

Auffallend ist dabei, dass gerade in den westlichen Landesteilen schon einige Jahre zuvor ein fast flächendeckendes Busangebot mit Kleinbussen und Taxen geschaffen wurde. Als Vorbild gilt hier der Landkreis Ludwigslust-Parchim, der bereits 2019 durch sein Verkehrsunternehmen VLP ein attraktives und gut nachgefragtes Rufbusangebot sowohl an Werktagen als auch am Wochenende geschaffen hat.

Von einem solchen Angebot und einer gewünschten Mobilitätsgarantie ist der Landkreis Vorpommern-Rügen noch weit entfernt. Erst am 1.6.2024 wurde die erste Rufbuslinie im Bereich Grimmen eingeführt. Die ehemalige Kreisstadt Grimmen mit mehr als 9000 Einwohnern gilt seit langem als Negativbeispiel für einen unattraktiven ÖPNV sowohl zum Bahnhof als auch zu den Einkaufs- und Versorgungseinrichtungen dieses Unterzentrums in Nordvorpommern. Das Busangebot im Bereich Grimmen ist komplett auf die Schulzeiten ausgerichtet. Somit verwundert es nicht, dass von bzw. zu den größtenteils im Stundentakt verkehrenden RE 5-Zügen in der Regel keine Anschlüsse bestehen. Von den insgesamt neun in Grimmen angebotenen VVR-Buslinien verkehrt lediglich die Linie 312 mit drei Einzelfahrten auch samstags und sonntags. Auch an Werktagen fehlt bislang ein 60 Minuten- oder 120 Minuten-Takt bei allen neun Linien. Im Herbst 2024 wird eine vom Land mitfinanzierte Regiobus-Linie zwischen Greifswald über Grimmen, Tribsee, Marlow nach Sanitz  erstmalig ein Taktangebot in dieser Region garantieren.

Im Landkreis Vorpommern-Rügen besteht neben dem unterversorgten Nordvorpommern noch in den  Stralsunder Umlandgemeinden (z.B. Altenpleen, Parow, Negast) akuter Handlungsbedarf, da das dichte Busangebot meist an der Stadtgrenze endet und der Linienverkehr in den Abendstunden und am Wochenende die große Ausnahme darstellt. Somit sind Umlandbewohner der Hansestadt Stralsund bei Konzertbesuchen und anderen Freizeitaktivitäten weiterhin auf das eigene Auto angewiesen. Gleiche Erfahrungen können Bewohner und Touristen in Putbus auf Rügen sammeln, da der Busverkehr hier bereits um ca. 18.30 Uhr endet. Theaterbesucher in der ehemaligen Residenzstadt können als Alternative auch nicht die Regionalbahn nutzen, die bereits um 19.11 Uhr nach Bergen abfährt.

Die VCD-Regionalgruppe beschäftigt sich seit 2018 mit dem Thema eines Ruf-und Bürgerbusangebotes als Ergänzung des bestehenden Linienverkehrs und hat dazu eine Fachveranstaltung mit Experten und Kommunalpolitikern mit Beispielen aus anderen Landkreisen durchgeführt. Leider stockte bislang in Vorpommern-Rügen eine Umsetzung, da vielerorts weiterhin auf den PKW-Verkehr, beispielsweise durch das Aufstellen von Mitfahrerbänken in Altenpleen, Putbus und am Kap Arkona, gesetzt wurde.

Von einer Mobilitätsgarantie und durchgehenden Reiseketten von Bahn, Linienbus und Rufbus sind ÖPNV-Fahrgäste in Vorpommern-Rügen in den Abendstunden und an Wochenenden noch weit entfernt. Diese umgesetzte ganztägige Mobilitätsgarantie ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Wohnbevölkerung und Touristen ohne den eigenen PKW unterwegs sein können.

Fragen zur Umsetzung einer Mobilitätsgarantie in den Landkreisen werden u.a. in der VCD-Veranstaltung „Mobilitätsoffensive in MV! Wie sieht die Umsetzung in den Landkreisen aus?“ am 16.7.2024, 17.00 Uhr, Stralsunder Rathaus beantwortet.

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