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Fahrplanwechsel in MV - Im Nordosten nichts Neues!

Weiter Warten auf die Verkehrswende!

Bundesweit werden am 11. Dezember 2022 die Fahrpläne im Bahn-Verkehr geändert. Während im Regionalverkehr von Berlin und Brandenburg durch ein neues Konzept eine deutliche Angebotserweiterung mit modernen Fahrzeugen umgesetzt wird, sind die Änderungen im SPNV von Mecklenburg-Vorpommern kaum wahrnehmbar. Das verantwortliche Infrastrukturministerium in Schwerin setzt auf das bekannte Fahrplanangebot.

Von einem Umdenken und eine Vorfahrt für den öffentlichen Nahverkehr ist man im Küstenland an der Ostsee noch weit entfernt. Obwohl das 9-Euro-Ticket auch in Mecklenburg-Vorpommern eine deutliche höhere Nachfrage nach Bahnen und Bussen bewirkte, ist eine große Zurückhaltung und ein Zögern bei den Verantwortlichen in der Landespolitik weiterhin zu erkennen. Zuletzt hatte die Allianz pro Schiene ein Mobilitätsbarometer veröffentlicht, in dem Mecklenburg-Vorpommern bei der Frage der Anbindung und der Anzahl von Abfahrten von dem nächstgelegenen Bahnhof bzw. Haltestelle den letzten Platz unter den 16 Bundesländern belegte.

Diese zögerliche Verkehrspolitik lässt sich an dem nicht durchgehenden ganztägigen 60 Minuten-Takt auf dem RE 5 zwischen Neustrelitz und Stralsund an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen dokumentieren. Immerhin handelt sich bei dieser Linie um die kürzeste Bahn-Verbindung von Berlin nach Stralsund und auf die Insel Rügen; gleichzeitig sollte Neubrandenburg als die drittgrößte Stadt in MV (ohne Fernbahnanschluss) mit einem ganztägigen Stundentakt angebunden werden. Auch für die Südbahn zwischen Plau am See, Karow, Malchow und Parchim lassen sich keine Verbesserungen erkennen, da nur ein rd. viermonatiger Saisonverkehr an den Wochenenden geplant ist. Die kurze Verbindung von Meyenburg nach Plau am See, die eine gute Erreichbarkeit von Berlin und aus Brandenburg garantieren würde, wird weiterhin von den Verantwortlichen in Schwerin nicht berücksichtigt. Auch die im Mai 2022 testweise wieder aufgenommene Verbindung zum Fährhafen Sassnitz-Mukran taucht bislang nicht im Jahresfahrplan 2023 auf. Obwohl die beiden Zugpaare an Samstagen trotz einer größtenteils fehlenden Kommunikation eine recht gute Auslastung erfahren haben, liegt noch keine Bestellung für diese Schienenanbindung vor.

Während in Brandenburg und auch anderen ostdeutschen Bundesländern weitere landesbedeutsame Buslinien (Plus Bus) eingeführt werden, existiert in MV auch im Jahre 2023 keine einzige Verbindung. Landesbedeutsame Buslinien ergänzen das bestehende SPNV-Netz und stellen ein attraktives Angebot meist über Kreisgrenzen hinweg dar; diese Plus Buslinien werden teilweise oder sogar komplett vom jeweiligen Bundesland finanziert. In MV würde beispielsweise eine solche landesbedeutsame Linie zwischen Demmin und Greifswald die Attraktivität des ÖPNV deutlich steigern.

Auch nach der Verkehrsministerkonferenz von letzter Woche bleibt bislang unklar, wie das 49-Euro-Ticket zwischen Greifswald und Schwerin vertrieblich umgesetzt werden soll. Wie können Bürgerinnen und Bürger das Deutschlandticket bei ihrem lokalen Verkehrsunternehmen erwerben? Ist hierfür zwingend ein Smartphone oder eine Chipkarte (E-Ticket) vorgeschrieben? Bislang erfüllen nur wenige Verkehrsunternehmen in MV die technischen Voraussetzungen zur Ausgabe und Prüfung eines solchen digitalen Tickets. Ferner ist die Frage ungeklärt, ob es in Ergänzung zum bundesweit gültigen 49-Euro-Ticket ein 39- bzw. 29-Euro-Ticket als Landesticket geben wird, das die Nutzung des gesamten ÖPNV in Mecklenburg-Vorpommern ermöglichen würde.

Von Wilfried Kramer

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