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Das 49-Euro-Ticket in MV: Eine Steilvorlage zum Umsteuern und für eine neue ÖPNV-Politik!

Noch etwas ungläubig mutet der Beschluss von Bund und Ländern zur Einführung des Deutschlandtickets an. Da bislang die MV-Politik nur mit großer Zurückhaltung den Bahn- und Busverkehr förderte, scheint mit der Entscheidung für das bundesweit gültige 49-Euro-Ticket erstmals ein Umsteuern in der autozentrierten Schweriner Verkehrspolitik möglich zu sein.

Die Defizite im öffentlichen Nahverkehr sind seit langem bekannt. Ausgedünnte Fahrpläne oder sogar komplett fehlende Angebote in den ländlichen Regionen, stillgelegte Bahnstrecken und eine wenig leistungsfähige Schieneninfrastruktur haben den ÖPNV vielfach in ein Nischendasein verbannt. Große Teile der Wohnbevölkerung nutzen seit Jahren nicht mehr Bahnen und Busse in MV. Daneben ist ein fehlender Tarifverbund - mit Ausnahme des Verkehrsverbundes Warnow - ein weiteres Defizit im Jahre 2022, da beim Umsteigen von Bahnen und Bussen mehrere Tickets erforderlich werden und meist zu einer teuren Angelegenheit werden.

Die Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket haben auch in MV gezeigt, dass sich mit einem solchen landes- und bundesweit gültigen Fahrschein wegen der Einfachheit und als Flatrate die Chance bietet, zahlreiche Autofahrende bei ihren täglichen Fahrten zum Umsteigen zu motivieren. Gleichzeitig konnte im ländlichen Raum, wo Busangebote heute bereits bestehen, auch der ÖPNV im Berufs- und Freizeitverkehr erprobt werden. Für die Landesregierung und die Landkreise gilt es jetzt kurzfristig ihre Hausaufgaben zu machen, um insbesondere das öffentliche Verkehrsangebot im Sinne einer Mobilitätsgarantie deutlich zu erweitern; damit wird auch fernab der Stadtverkehre und unter Einbeziehung eines Rufbusnetzes (On-Demand-Verkehr) ein attraktives Netz geschaffen. Für den kommunalen ÖPNV in MV ist von Seiten der Landespolitik eine Finanzierung für die dringend notwendige Erweiterung des Busangebotes in der Fläche erforderlich und dementsprechend sind auch vorhandene und zugesagte Regionalisierungsmittel des Bundes dafür einzusetzen.

Das 49-Euro-Ticket kann angesichts eines fehlenden MV-Tarifs nur ein Anfang sein. Es fehlen für Gelegenheitskunden attraktive Einzeltickets und Tageskarten, da bislang das nur bei den Bahnunternehmen (SPNV) gültige MV-Ticket mit 22 Euro und einer Gültigkeit ab 9 Uhr sehr teuer ist. Ausdrücklich zu unterstützen ist ferner die Einführung eines 365 Euro-Tickets für Bahnen und Busse in MV für jedermann, da bislang die beiden Regierungsparteien in Schwerin dieses Ticketangebot nur für Senioren geplant haben.

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